Vertrauen führt
von: Ralf Lohe
Eines der bemerkenswertesten Bücher der deutschen Managementliteratur ist von Reinhard Sprenger und trägt den Titel: Vertrauen führt. Das wird jede Führungskraft realisiert haben, dass es leichter fällt mit Mitarbeitern zusammen zu arbeiten, denen man vertraut. Doch wie kommt dieses Vertrauen zustande und wie wird es entwickelt?
Zunächst sollte uns klar sein, dass Vertrauen das Gegenteil von Angst ist. Da wo Ängste existieren, lässt sich wenig Vertrauen vorfinden oder entwickeln. Wer z.B. Angst hat, dass sein Unternehmen in die Insolvenz gerät, traut den Entscheidungen der Manager nicht mehr blind. Oder wer mit Angst geführt wird, traut seinem Vorgesetzten nicht. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass ein gutes Selbstvertrauen eine gute Basis für Vertrauen darstellt. In der Tat ist der, der sich selbst vertraut, weniger anfällig für Misstrauen. So lässt er sich weniger von einem Vorgesetzten einschüchtern, der versucht mit Angst zu führen. Auch die drohende Insolvenz seines Unternehmens kann er besser ertragen, da er mit Selbstvertrauen die Möglichkeiten für berufliche Alternativen besser wahrnehmen kann, als der ängstliche Mitarbeiter.
Vertrauen zu Menschen beginnt zunächst mit einem Vertrauensvorschuss. Man begegnet sich zum ersten Mal und entscheidet sich, je nachdem wie groß der Sympathiegrad ist, seinem Gegenüber ein wenig zu trauen. Hier liegt es auf der Hand, dass der Mensch mit Selbstvertrauen einen größeren Vertrauensvorschuss geben kann. Im Falle der Enttäuschung kann er damit besser umgehen, als der ängstliche Kollege. Folglich sollte jeder um den Ausbau seines Selbstvertrauens bemüht sein, um auch für den Vertrauensaufbau eine gute Startgrundlage zu haben.
Auf dem Weg zu einem größeren Vertrauen bedarf es, die natürliche Skepsis des Menschen zu überwinden. Nach dem Vertrauensvorschuss achtet jeder auf die folgenden Taten. Entsprechen die den Erwartungen an die Entwicklung des Vertrauens, wächst das Vertrauen in dem Maße, in dem die Skepsis sich verringert. Und dieser Prozess wird durch eine gute Kommunikation begleitet und im Idealfall beschleunigt.
Erfahrungsgemäß wächst das Vertrauen zwischen Menschen besonders schnell, wenn sie sich menschlich näher kommen. Dies geschieht am geschicktesten durch eine offene Kommunikation, in der jeder etwas Persönliches preisgibt. Dadurch vertraut er seinem Gegenüber etwas an, das der nicht missbrauchen darf. Geschieht das auch, so stabilisiert sich das Vertrauen und kann weiter ausgebaut werden.
Wie wichtig Vertrauen im betrieblichen Umfeld ist, beschreibt Sprenger im zuvor erwähnten Buch. Allein die Vorstellung davon, wie sich Führung gestalten wird, wenn sich nicht vertraut wird, macht einem schnell klar, dass es keine Alternative zum Vertrauen gibt. Aber dies entwickelt sich von alleine oft nur zu langsam. Besonders in Krisensituationen kann das dann dazu führen, dass Vertrauen durch Misstrauen ausgetauscht wird.
In Zeiten, in denen gute Mitarbeiter schwer auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen sind, macht es besonders viel Sinn, durch Verstärkung des Vertrauens, diesen über das Vertrauen ein gutes Gefühl zu verschaffen. Da wo ein gutes Vertrauenspolster aufgebaut ist, wird eine Krise, in die das Unternehmen kommt oder in die die Mitarbeiterbeziehung durch ein unerwartetes Ereignis geraten kann, leichter verkraftet. Es erfolgt zwar zunächst eine Reduzierung des Vertrauenspolsters, aber da viel davon vorhanden ist, bleibt noch genügend zurück, auf deren Basis der alte Vertrauensstand wieder aufgebaut werden kann.
Um dies im betrieblichen Umfeld zu erreichen, ist es notwendig, sich für den Vertrauensausbau auch die angemessene Zeit zu nehmen. Da wo der Alltag ausschließlich von den betrieblichen Erfordernissen so geprägt ist, dass kein zeitlicher Raum für persönliche Gespräche bleibt, muss der zeitliche Rahmen notfalls auch außerhalb der Arbeitszeit gesucht werden. Es eignen sich aber auch alltägliche Situationen, wenn sie denn richtig genutzt werden. Ein Smalltalk, der überall da stattfindet, wo ein Mitarbeiter an eine Gesprächssituation (z.B. Korrekturgespräch, Personalentwicklungsgespräch) herangeführt wird, kann durch die Wahl eines sehr persönlichen Themas Vertrauen wachsen lassen. Je mehr sich hier der gesprächsführende Vorgesetzte mit einbringt und von seinen Beispielen oder Erlebnissen passend zum gewählten Thema berichtet, umso mehr Vertrauen gibt und fordert er zugleich. Sehr effektiv können auch gemeinsame Geschäftsfahrten sein. Statt hier nur über betriebliche Belange oder über oberflächliche Themen zu sprechen, können hier die tiefergreifenderen Themen das Vertrauenswachstum beschleunigen. Lesen Sie hierzu auch das Kapitel Persönliches offenbaren.
Fazit: Vertrauen zu entwickeln ist Führungsaufgabe und wie alle anderen Schlüsselaufgaben zu planen bzw. einzuplanen.