In Verantwortung leben
von: Ralf Lohe
In allen Arbeitsbereichen findet man Menschen, die die Arbeit einfach sehen. Auch ohne Anweisungen und lange Erklärungen machen sie ihre Arbeit. Genau das erwarten wir von Menschen, und so setzen wir meist voraus, dass alle Menschen so denken und handeln müssten. Leider zeigt die Praxis aber auch, dass diese Menschen leider in der Minderheit sind.
Die anderen Mitarbeiter, die wir auch haben, zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Verantwortlichkeit begrenzt ist und sie folglich stärker geführt werden müssen. Typisch für diese Menschen ist, dass sie klare Anweisungen brauchen. Zudem denken sie nicht über den Tellerrand hinaus. Wenn Sie also bei einer Anweisung etwas vergessen, kann Ihnen passieren, dass Ihre Mitarbeiter auch nicht daran denken und es folglich auch nicht erledigen. Auch typisch für diese Gruppe Menschen ist, dass sie möglichst keine Verantwortung tragen wollen. Sie haben meist Angst vor den Konsequenzen, wenn ihre Arbeit nicht so ausfällt, wie es von ihnen erwartet wurde, oder sie sind zu bequem für Verantwortung.
Dieses Verhalten fußt in der Regel auf einer persönlichen Unverantwortlichkeit. Hiermit meine ich, dass diese Menschen auch die Verantwortung für ihr Leben nicht oder noch nicht vollständig tragen. So sind bei ihnen für die schlechten Noten die Lehrer Schuld oder der Chef dafür, dass sie in ihrem Beruf nicht vorankommen. Wenn sie sich nicht wohl fühlen, finden sie immer jemanden, dem sie dies anhängen können, und wenn ihnen ein Fehler unterläuft, schieben sie das gerne jemand anderem in die Schuhe.
Verantwortlich lebende Menschen haben begriffen, dass alles was ihnen widerfährt mit ihnen zu tun hat und von ihnen ausgeht. Im Zweifelsfalle entscheiden sie sich bewusst für eine schlechte Leistung in der Schule, weil sie sich nicht zur Leistung motivieren wollen, ohne den Lehrer dafür verantwortlich zu machen. Sie wissen auch, dass die schlechten Erträge des Unternehmens nicht nur der Führungsschwäche der Geschäftsleitung anzulasten ist, sondern erkennen auch ihren persönlichen Anteil daran.
Für Führungskräfte sind die unverantwortlichen Mitarbeiter eine große Herausforderung. Oft kommen sie mit ihrer Entscheidung, die Verantwortung für eine Aufgabe nicht wahrzunehmen, sehr plötzlich und unerwartet um die Ecke. Manchmal sogar ohne dazu Stellung zu nehmen, man erkennt es lediglich am mangelnden Ergebnis. Wollen Sie das ändern, so müssen Sie sich im Klaren sein, dass Sie sich einen Erziehungsauftrag geben. Das wird nur dann erfolgreich sein, wenn das Ihr Mitarbeiter akzeptiert und auch möchte. Bevor Sie einen Fehler machen und damit riskieren, dass Ihr Mitarbeiter sich ein für allemal verschließt, fragen Sie einen ausgebildeten Coach, wie Sie vorgehen sollen und lassen Sie sich helfen.
Die Alternative, den Mitarbeiter in seiner Unverantwortlichkeit zu belassen, stellt sich nicht, denn dies bedeutet einen unzuverlässigen Mitarbeiter zu tolerieren was immer zu Verlust von Vertrauen führt. Für die Führungskraft bedeutet dies eine größere Unsicherheit, Mehrarbeit – ohne entsprechende Bezahlung – sowie Ärger. Diese Inkonsequenz wird zudem von den anderen Mitarbeitern wahrgenommen und als Regel bzw. Ihre Führungskultur angenommen.
Aber auch für den betroffenen Mitarbeiter ist dies nicht gut. Zwar wird er nicht zur Verantwortung gezogen, die er ja nicht trägt, doch das sinkende Vertrauen zwischen ihm und seinem Vorgesetzten führt auf kurz oder lang zu einem Verlust von Selbstvertrauen. Je weiter dieser Prozess fortschreitet desto weniger lässt sich ein mögliches Potenzial beim Mitarbeiter heben.
Aus diesem Grund empfehlen wir unbedingt die Probezeit zu nutzen, um eine verlässliche Beurteilung über die Verantwortlichkeit des Mitarbeiters zu erhalten. Aber auch wenn diese bereits abgelaufen ist, sollten Sie aktiv werden. Wenn keine besonderen Aufgaben mit hoher Verantwortung anfallen, so sorgen Sie für eine entsprechende Arbeit (z.B. innerhalb eines Projekts), damit Sie Ihren (neuen) Mitarbeiter beurteilen können. Die Möglichkeit die Persönlichkeit dieses Mitarbeiters zu entwickeln, sollten Sie immer wahrnehmen. Denn auf kurz oder lang wird es sicherlich notwendig, eine noch nicht erfolgte Entwicklung nachzuholen. Ihr Mitarbeiter muss aber coachbar sein, sonst wird da nichts draus.
Fazit: Helfen Sie Ihrem Mitarbeiter Verantwortung zu übernehmen und zu tragen, dann entwickeln Sie seine Persönlichkeit. Führung bekommt so mehr Sinn.