Wer kontrolliert, übernimmt die Verantwortung
von: Ralf Lohe
Mal Hand aufs Herz. Wenn Sie die Abläufe in Ihrem Verantwortungsbereich kontrollieren, warum machen Sie das? Vermutlich wollen Sie, dass nichts aus dem Ruder läuft. Oder gibt Ihnen die Kontrolle auch ein Gefühl der Macht über Abläufe und Menschen?
Okay, Sie wollen nur, dass nichts aus dem Ruder läuft. Aber warum wissen denn nur Sie, wie es richtig läuft? Ist denn keiner Ihrer Mitarbeiter in der Lage, dieselbe Einschätzung wie Sie bei der Kontrolle vorzunehmen? Und was ist mit der Person, deren Leistung durch Sie kontrolliert wird. Ist die nicht in der Lage Ihre Leistung selber zu kontrollieren?
Ist Ihre Antwort nein, so haben Sie einen Managementfehler begangen. Denn der Mitarbeiter, der sich nicht selber kontrollieren kann (warum auch immer) kann sich nicht steuern und dadurch ohne fremde Hilfe die geforderte Leistung nicht erbringen. Das kostet Sie Geld, denn Kontrolle durch einen Dritten bedeutet zusätzliche Personalkosten, die nicht anfallen würden, wenn sich der Mitarbeiter selber kontrollieren würde.
Aber es kommt noch dicker. Derjenige, der kontrolliert, entbindet den Kontrollierten obendrein von der Verantwortung zur Selbstkontrolle. Da jedoch die Selbstkontrolle eine notwendige Methode ist, um die eigene Verantwortung überprüfen zu können, verliert der kontrollierte Mitarbeiter nicht nur die Verantwortung über sein Tun, sondern auf Dauer auch die Motivation sich für sein Tun bis zum Erfolg zu engagieren. Auch unbeabsichtigt wird er Fehler machen. Der Gedanke daran, dass noch jemand drüber schaut, führt unweigerlich zu einer ungenauen Selbstkontrolle und damit zu Fehlern. Dies lässt sich nur verhindern, indem harte Sanktionsmaßnahmen bei Fehlern drohen, die dem Mitarbeiter Angst einflößen und ihn so zur Fehlerfreiheit anleiten. Doch unter Angst sind auf Dauer noch nie hervorragende Ergebnisse erzielt worden. Und in unserer heutigen Gesellschaft passt das Führen mit Angst auch nicht mehr.
Bleibt die Frage, wie Kontrolle richtig funktioniert, denn ohne sie geht es ja nicht. Professionelles Führen bedeutet immer Selbstkontrolle und ein anschließendes Reporting an den Vorgesetzten. Durch die Selbstkontrolle wird der Mitarbeiter in seiner Verantwortung gehalten. Zudem bekommt er ein direktes Feedback zu seiner aktuellen Leistung. Durch das Reporting an seinen Vorgesetzten, hält er diesen auf dem Laufenden. Dieses Prinzip funktioniert auch in den wenigen Fällen, in denen Sie die gesetzliche Pflicht zur Endkontrolle wie etwa der Arzt oder KFZ-Meister tragen. Der Profi unter den Führungskräften nutzt dann den erhaltenen Report, um dem Mitarbeiter Anerkennung für seine geleistete Arbeit zu geben. Das wiederum verstärkt die Motivation des Mitarbeiters, der so seine Wichtigkeit für das Unternehmen spürt.
Voraussetzung für das Gelingen ist allerdings, dass die erwarteten Ergebnisse der Arbeit des Mitarbeiters diesem auch klar sind. Hier müssen Leistungsstandards vereinbart sein, die die Fragen (was, bis wann, in welcher Qualität und zu welchem Preis bzw. mit welchem Aufwand) eindeutig beantworten. Wer das einhält hat das aufgabenorientierte Führen bereits verlassen und praktiziert das ergebnisorientierte Führen, das mehr Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit freisetzt.