Persönliches offenbaren
von: Ralf Lohe
Im Management ist es wichtig, seinen Mitarbeiter gut zu kennen, und zwar besser als der normale dienstliche Umgang es zulässt. Die Wichtigkeit begründet sich meines Erachtens aus mindestens vier Gründen.
Zum einen benötigt eine Zusammenarbeit, die Erfolg bringen soll, ein hohes Maß an Vertrauen. Zum anderen gilt es Über- bzw. Unterforderungen zu vermeiden. Desweiteren erreicht man jene Harmonie, die zu Höchstleistungen im Team führt, nur wenn Sie Ihre Mitarbeiter richtig ansprechen. Und die Bindung guter Mitarbeiter erreichen Sie auch nur, wenn in der Führung alles stimmt.
Folglich werden Sie nur dann Demotivation vermeiden können, wenn Sie Ihre Mitarbeiter sehr gut kennen, wissen wie sie angesprochen werden müssen, was sie motiviert und unter welchen Bedingungen sie sich wohl fühlen.
An diese Informationen gelangen Sie im normalen Alltag nicht. Sie erhalten diese nur, wenn Sie sich entsprechend Zeit mit dem Mitarbeiter nehmen. Ein bewährtes Maß ist hierbei pro Mitarbeiter halbjährlich ca. 1 ½ Stunden für ein persönliches Gepräch. Wenn Sie sicher sein wollen, dies nicht aus den Augen zu verlieren, dann nehmen Sie doch den Geburtstag des Mitarbeiters zum Anlass den ersten Termin festzulegen. Ihr Mitarbeiter wird Sie dann gerne nach einem halben Jahr erinnern, dass ein weiteres Gespräch aussteht.
Das Gespräch alleine hilft Ihnen jedoch nicht weiter, wenn es nicht gut geführt wird. Für das Gespräch, durch das Sie Ihren Mitarbeiter besser kennen- und verstehenlernen wollen, bedeutet dies:
- Signalisieren Sie schon bei der Zeit, die Sie sich für Ihren Mitarbeiter nehmen, dass Ihnen das Gespräch und Ihr Mitarbeiter wichtig sind. Am besten reservieren Sie für dieses Gespräch Ihren letzten Termin des Tages. So gibt es keine Zeitnot, wenn das Gespräch einmal länger dauern sollte. Und sorgen Sie dafür, dass das Gespräch durch nichts gestört wird.
- Sorgen Sie für eine passende und entspannte Umgebung. Wenn Ihr Büro von Ihrem Mitarbeiter eher mit Ihren Kritikgesprächen assoziiert wird, wird es möglicherweise der falsche Ort sein. Wenn Sie mutig sind, laden Sie Ihren Mitarbeiter doch zum Essen in ein ruhiges Restaurant oder gar zu sich nach Hause ein.
- Haben und zeigen Sie aufrechtes Interesse an Ihrem Mitarbeiter, indem Sie die einzelnen Antworten auf Ihre Fragen weiter hinterfragen, bis Sie Ihr Gegenüber tiefer verstanden haben.
- Und vor allem sprechen Sie auch offen von sich. Erfahrungsgemäß offenbart sich ein Mitarbeiter nur so viel, wie sich sein Vorgesetzter auch offenbart. Wenn Sie mit Ihrer Offenheit Schwierigkeiten haben sollten, so fragen Sie sich woher diese Einstellung bei Ihnen kommt und wie Sie diese am besten ändern können. Ist es lediglich ein Unbehagen (Angst), weil Sie das noch nie gemacht haben, so überwinden Sie sich mal und Sie werden sehen, dass Sie eine neue Kommunikationsqualität erhalten.
Passende Themen für ein solches Gespräch sind alle persönlichen Themen. Wenn Sie also mit dem Thema "Arbeit" anfangen, weil das so schön unverfänglich ist, so fragen Sie doch mal an geeigneter Stelle nach Erfahrungen (positiven wie negativen), Karrierewünschen, besonders positiv wahrgenommenen Ereignissen, was unter Teamarbeit verstanden wird oder welchen Rat Ihr Gesprächspartner einem neuen Lehrling mit auf den Weg geben würde.
Weitere Themen, die es einem leichter machen, sich zu offenbaren sind z.B. Vorbilder, Freizeitbeschäftigungen, Erfahrungen mit anderen Kulturen, Umgang mit Tieren, sportliche oder sonstige Erfolge, was Ihr Gegenüber von seinen Eltern gelernt hat bzw. an denen schätzt, welcher Fehler einen besonders geprägt hat oder auf was Ihr Gesprächspartner besonderen Wert legt. Wenn Sie dann wenigstens bei jedem zweiten Thema selber beginnen und Ihre persönliche Sichtweise darlegen, zeigen Sie Ihrem Mitarbeiter, welche Offenheit Sie auch von ihm erwarten.
Als Ergebnis eines solchen Gespräches erhalten Sie ein besseres Vertrauensverhältnis zueinander, ein besseres Verständnis der Motive Ihres Mitarbeiters, Informationen die Ihnen bisher nicht bekannt waren, ein besseres Verständnis Ihres Mitarbeiters und die Stärkung Ihrer Beziehung zueinander. Zu guter Letzt geben Sie durch das Gespräch Ihrem Mitarbeiter Sicherheit und die Bestärkung den richtigen Chef zu haben. Ja, so angenehm und zugleich effektiv kann Führen sein!
Fazit: Vertrauen ist der Anfang von allem.