Kann man jemanden ändern?
von: Ralf Lohe
Sicherlich haben Sie schon einmal versucht, jemand einen wohlgemeinten Rat zu erteilen, mussten aber erfahren, dass dieser nicht ankam. Vielleicht sind Sie auch abgeblitzt und konnten das gar nicht verstehen. Sie haben es doch so gut gemeint.
Die Ursache dafür ist, dass Kritik als unangenehm empfunden wird und folglich unerwünscht ist. Am liebsten urteilt der Mensch über sich selber nur alleine. Das beinhaltet auch die Entscheidung darüber, wann er bereit ist, von anderen etwas aufzunehmen bzw. etwas für sich zu ändern. Ist er dazu nicht bereit, laufen alle Bemühungen ins Leere.
Nehmen Sie als Beispiel nur einmal die eigene Schulerfahrung. Dort haben wir alle gehört, dass wir nicht für die Schule sondern für das Leben lernen. Doch wenn uns das nicht schlüssig erschien und wir zudem keine Lust zum Lernen verspürten, haben wir den Unterrichtsstoff nicht gelernt. Erst als der Druck auf uns größer wurde, änderten wir unsere Einstellung. Doch gegen unsere Entscheidung wäre das Lernen nie erfolgt. In Asien existiert deshalb das Sprichwort: "Ist der Schüler bereit, erscheint der Lehrer". Und es heißt nicht, dass der Schüler dann lernt, wenn der Lehrer es möchte.
In unserer Arbeit bedeutet dies z.B., dass wir bei firmeninternen Schulungen die vorgesehenen Teilnehmer erst für den Schulungsprozess gewinnen müssen, bevor wir starten können. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass die Schulung auf den Widerstand der Teilnehmer trifft und nichts bewirkt.
Bezogen auf den Menschen, bei dem wir etwas ändern möchten, bedeutet dies zunächst Geduld haben zu müssen, bis er sich zur Änderung entscheidet oder wenigstens bereit ist uns zuzuhören.
Zudem müssen wir der Person auch den "Raum" geben, in der seine Änderung stattfinden kann. Dies bedeutet z.B. keinen Druck aufzubauen, sondern ihn so zu respektieren, wie er sich gerade gibt. Dies ist sehr wohl nicht leicht aber unabdingbar. Zur Anregung kann es Sinn machen, die Vorteile der Änderung herauszustellen, um die Motive anzusprechen. Auch die eigenen Emotionen auszudrücken, um so dem anderen die Wichtigkeit seiner Veränderung für Sie zu verdeutlichen, kann dazu beitragen, dass die Entscheidung überdacht wird. Hilfe anzubieten, wäre eine weitere Möglichkeit, die besonders von Personen aufgegriffen wird, die sich eine Veränderung alleine nicht vorstellen können. Auch das Vorleben der gewünschten Veränderung hilft dem Gegenüber, eine Entscheidung für sich zur Veränderung zu treffen.
In der Schlussfolgerung bedeutet dies, dass wir Veränderungen nur dann wirkungsvoll und nachhaltig bewirken, wenn wir mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen, einer positiven Denkweise und großer Geduld dem Menschen begegnen, dessen Änderung uns am Herzen liegt.
Die Alternative, über Druck eine Veränderung zu bewirken ist nur da möglich, wo es die Position auch ermöglicht. Doch dies kostet immer die Qualität der Beziehung. Hier muss man abwägen, ob dies einem die Sache wert ist.
Fazit: Man kann andere nur dann dazu anregen sich zu ändern, wenn sie dazu bereit sind.