Erst verstehen, dann verstanden werden
von: Ralf Lohe
Diesen Grundsatz findet man in allen Publikationen von Steven Covey. Wie fundamental er ist, erkennt man, wenn man diesem Prinzip auf den Grund geht.
Zunächst besagt er nichts anderes, als dass jeder in der Kommunikation mit anderen erst dann auf seinen Meinungen beharren sollte - auf dass man ihn versteht - nachdem er sich ernsthaft darum bemüht hat, seinen Gesprächspartner zu verstehen.
Und das macht deutlich, wie stark die Einstellung bei der Kommunikation eine Rolle spielt. Bevor ich diesem Prinzip nachkommen kann, muss ich eine positive und dienende Einstellung meinem Gesprächspartner gegenüber einnehmen. Ich muss ihm quasi den Vorrang lassen. Und dies auf die Gefahr hin, dass ich etwas zu hören bekomme, was ich nicht gerne mag. Auch die Einstellung zu mir selbst ist in diesem Fall besonders gefordert. So werde ich diese positive Einstellung zu meinem Gesprächspartner nur dann erreichen, wenn ich genügend Selbstvertrauen habe und dadurch keine Angst habe, gerade bei unterschiedlichen Meinungen meinem Gegenüber den kommunikativen Vorrang zu geben.
In Konfliktsituationen ist dieses Prinzip äußerst hilfreich. Hier besteht nämlich die Gefahr, dass beide Gesprächspartner nur auf ihrer Meinung beharren und es dadurch zu einer kommunikativen Blockade kommt. Der Grad, der dazu führen kann, dass beide sich verständigen, ist dabei sehr schmal. Dadurch dass ich aber zunächst meinen Gesprächspartner verstehen will und alles daran setze, dies auch zu tun, signalisiere ich, dass mir mein Gegenüber wichtig ist. Und dies ist eine gute Grundlage, um daraufhin auch auf der anderen Seite die aufgebaute Mauer einzureißen. Zwar gibt es keine Garantie, dass dies funktioniert, aber wenn es eine Chance gibt, dass sich Ihr Gesprächspartner argumentativ auf Sie zubewegt, dann haben Sie so die Voraussetzungen auf Ihrer Seite dafür geschaffen. Bei diesem Prinzip wird hier zwischen der Person und der vertretenen Meinung unterschieden, so dass eine unterschiedliche Meinung nicht zwangsläufig auch zu einer geringeren Wertschätzung des Gesprächspartners führen muss.
Fazit: Leben Sie vor, was Sie auch von anderen erwarten.